Um was geht es?
Thurgauer Volksabstimmung 28. September 2025
An den fünf hohen Feiertagen (Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Pfingsten, Buss- und Bettag) sollen neu auch Kultur- und Sportveranstaltungen erlaubt sein. Die Folgen sind: mehr Arbeit, weniger Erholung. Gegen diesen unnötigen Ruhetag-Abbau wehrt sich ein breit abgestütztes Komitee mit Kantonsräten aus SVP, EDU, Aufrecht, Die Mitte und EVP.
Die Folgen sind gesellschaftlich verheerend. Alle sind betroffen – doch sozial Schwache trifft es besonders hart: mehr Arbeit, weniger Erholung, weniger Ruhezeit, weniger Familienzeit! Wir wehren uns gegen diesen Angriff auf unsere christlichen Werte. Zudem sind Ruhetage wichtig für die psychische und physische Gesundheit.
Wir stimmen am 28. September…
Nein zur Abschaffung der Ruhezeit und Erholung an hohen Feiertagen
Nein zu mehr Arbeit statt Erholung für viele Angestellte und Vereinsmitglieder
Nein zum Verlust unserer christlichen und kulturellen Werte
Ausgangslage
Das Gesetz über die öffentlichen Ruhetage («Ruhetagsgesetz», kurz «RTG») wurde einer Totalrevision unterzogen. Der Kantonsrat hat die revidierte Fassung am 05. Februar 2025 verabschiedet. Gegen diesen Entscheid haben 44 Kantonsrätinnen und Kantonsräte das Behördenreferendum ergriffen. Aus diesem Grund hat nun die Bevölkerung die Möglichkeit, über das RTG abzustimmen.
Aktuell gilt am Karfreitag, Ostersonntag, Pfingstsonntag, am Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag sowie am Weihnachtstag ein grundsätzliches Verbot von Veranstaltungen nicht-religiöser Art. Künftig sollen auch Veranstaltungen nicht-religiöser Art erlaubt sein, wenn sie in geschlossenen Innenräumen stattfinden und nicht mehr als 500 Personen daran teilnehmen. Veranstaltungen in Innenräumen oder im Freien ohne Beschränkung der Besucherzahl dürfen von der Gemeinde bewilligt werden, wenn die Veranstaltung dem Sinn des Feiertags nicht widerspricht. Aus folgenden Gründen erachten wir es als notwendig, die bestehende Regelung in Bezug auf die Veranstaltungen zu belassen.
Unsere Argumente
KULTUR & TRADITION
Das Christentum, und damit die hohen Feiertage, sind tief in unserer Kultur verwurzelt. Die Schweiz ist ein durch und durch christlich geprägtes Land. Man denke nur an die Präambel der Bundesverfassung mit der Anrufung Gottes, des Allmächtigen, an den Schweizer Psalm, das Schweizer Kreuz, den Fünfliber, den Weihnachtsbaum, den Dreikönigskuchen, die Sonntagsruhe, die Kirchenglocken, die staatliche Anerkennung der Landeskirchen, das «Grüezi» oder «Adieu» oder an die vielen Redewendungen wie «David gegen Goliath» oder «Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein».
Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen. Diese Beispiele betreffen allein die äusseren Merkmale unserer Kultur. Noch viel tiefer reichen die christlichen Wurzeln in unserem Denken, Handeln und wie das Leben organisiert ist.
Zu nennen ist etwa, dass ein Staatsoberhaupt nicht über dem Gesetz steht oder Menschen alle gleichwertig sind und vor dem Recht gleich zu behandeln sind, ohne Ansehen der Person. Hilfe für Randständige ist ebenso selbstverständlich wie die Eigentumsfreiheit, die es erlaubt, die Früchte des eigenen Handelns zu ernten.
Die Durchdringung unserer Kultur mit dem christlichen Erbe ist völlig offensichtlich und hat die lange Phase der Säkularisierung trotz der vielen Abgesänge auf das Christentum überlebt und es präsentiert sich nach wie vor mit Vitalität. Auch die vielen nicht praktizierenden Landsleute oder sogar die sich als atheistisch verstehenden Mitbürger werden dies anerkennen.
Die hohen Feiertage geben allen Menschen, nicht nur Religiösen, sondern auch Säkularen, Zeit und Möglichkeit, lange bestehende Traditionen zu pflegen und unsere kulturelle Identität zu bewahren. Rund um die hohen Feiertage haben sich Praktiken eingebürgert, die weniger religiös denn säkular begründet sind, z.B. die Osterhasen-Suche. Es würde wohl kaum jemand auf die Idee kommen, auf solche kulturellen Güter verzichten zu wollen.
In dieser tradierten Form werden Kulturschätze von Generation zu Generation weitergegeben und stabilisieren unser Staatswesen mit geteilten Werten. Mit Veranstaltungen nicht-religiöser Art werden diese Kulturgüter mit Kommerz verdrängt und verramscht.
Dem Argument des Pluralismus muss auf gesellschaftlicher Ebene klar widersprochen werden. Es braucht eine tragende Kultur, das ist hierzulande die christlich geprägte Kultur. Das Gegenteil davon, konkurrierende Kulturen oder ein Wertepluralismus, endet im Chaos.
Auf individueller Ebene ist es dem Individuum überlassen, was er an diesen Tagen tut und unterlässt. Was ist wichtiger: Eine stabile Kultur, die Jahrhunderte überdauert oder die Freiheit des Einzelnen, ausgerechnet an den fünf hohen Feiertagen ein Gegenprogramm zu veranstalten, während er oder sie dieses Gegenprogramm an 360 Tagen in Dauerschleife ausleben kann?
GLAUBE & RESPEKT
Für den christlichen Glauben sind die fünf hohen Feiertage absolut zentral. Sie drehen sich um die glaubensbegründenden Ereignisse im und nach dem Leben Jesu Christi (Geburt, Kreuzigung, Auferstehung und Ausgiessung des Heiligen Geistes). Weltweit begehen Abermillionen von Menschen diese Tage als Ausdruck ihres Glaubens.
Zusätzlich ist der Dank-, Buss- und Bettag ein etablierter Feiertag in der Schweiz. Einmal im Jahr kehrt ein nicht geringer Teil der Bevölkerung zur Besinnung ein, um sich neu auf Gott auszurichten. Es ist eine Frage des Respekts, ob die Gesellschaft der Bedeutung dieser Tage den nötigen Raum gibt und den Gläubigen ihr Bedürfnis nach allgemeiner Ruhe (im Gegensatz zur individuellen Ruhe) Beachtung schenkt.
Auch wenn die formale Zugehörigkeit zu den Kirchen laufend schwindet, so gibt es immer noch zahlreiche Mitmenschen in unserer Gesellschaft, die diese religiösen Feste feiern wollen. Der Mitgliederschwund der Volkskirchen sollte nicht mit einem Glaubensschwund verwechselt werden. Nicht alle, die aus der Kirche austreten, sagen dem Glauben ab.
Diesen Mitmenschen gegenüber ist es respektvoll, wenn die Ruhetage Ruhetage bleiben. Veranstaltungen können an allen anderen Tagen im Jahr durchgeführt werden.
FAMILIENZEIT
Ruhetage fördern die gemeinsame Zeit mit der Familie. Sie bieten eine willkommene Auszeit vom hektischen Alltag, um Beziehungen zu stärken und gemeinsame Aktivitäten zu geniessen. Familien als kleinste soziale Zelle im Staat werden robuster, können nötigenfalls gesunden und Menschen werden resilient.
Mit der neuen Regelung sollen auch Veranstaltungen nicht-religiöser Art erlaubt werden. Dadurch wird sich das Veranstaltungsangebot zwangsläufig erhöhen, was wiederum weniger Zeit für die Familie bedeutet.
GESUNDHEITLICHE VORTEILE
Ruhetage tragen zur physischen und psychischen Gesundheit bei, indem sie die Lebensqualität verbessern und Stress reduzieren. Eine Auszeit für Entspannung und Erholung kann helfen, physischen und psychische Erkrankungen vorzubeugen.
Gerade in der heutigen Zeit, in der Erkrankungen nachweislich zunehmen, wäre es ein Schritt in die falsche Richtung, die letzten verbleibenden Ruhetage im Jahr aufzugeben.
Auch die Gewerbe profitieren von ausgeruhten und vor allem gesunden Mitarbeitern. Mit der Zunahme der Erkrankungen nehmen auch die krankheitsbedingten Abwesenheiten von Mitarbeitern zu. Dass bereits heute eine Zunahme zu verzeichnen ist, liegt nicht an bestehenden Ruhetagen, sondern am gesellschaftlichen Zeitgeist, der der Arbeit nicht ausreichend Wert beimisst.
Freizeit wird wichtiger als Arbeit. Dieses Denken wird mit Aufweichung von Ruhetagen zusätzlich gefördert. Spass steht immer mehr im Vordergrund, die Basis unseres Wohlstands gefährden wir damit vorsätzlich.
ERHOLUNG & REFLEXION
Ruhetage bieten die Möglichkeit zur Erholung und Reflexion. Sie ermöglichen es uns, sich von der Arbeit zu erholen, Stress abzubauen und über persönliche Werte und Lebensziele nachzudenken. Gerade in der heutigen Zeit, wo alles auf Kurzfristigkeit beruht, bieten die Ruhetage eine Zeit zum Abschalten und Erholen.
SCHUTZ FÜR ARBEITNEHMER
Das Ruhetagsgesetz ist historisch gesehen ein Arbeitnehmerschutzgesetz. Eine Lockerung des Ruhetagsgesetzes würde dazu führen, dass verschiedene Arbeitnehmer und Mitglieder von Vereinen wegen Veranstaltungen an den Ruhetagen arbeiten müssen – Polizeiangehörige, Feuerwehrangehörige, Mitarbeiter in der Lebensmittelproduktion, Transportdienste, Reinigungspersonal, Techniker und viele mehr.
Für sie alle ergäbe sich eine Mehrbelastung, wenn zusätzliche Veranstaltungen an Ruhetagen durchgeführt werden.
WIRTSCHAFT
Jeder Franken kann nur einmal ausgegeben werden – entweder wird er sofort für den Konsum (kurzfristig) oder er wird für Investition gespart (langfristig).
Das Argument, dem Gewerbe entgingen Umsatzmöglichkeiten, bedeutet weitergesponnen, dass Regelungen für die Wochenenden, Tag vs. Nacht sowie sämtliche Arbeitszeitbeschränkungen aufgehoben werden müssten – schliesslich könnte immer noch mehr gewirtschaftet werden.
Weiter muss entgegnet werden, dass im Konsum (kurzfristig) eine Verschiebung stattfinden würde. Im Zeitalter des Online-Shopping etc. sind die Konsummöglichkeiten unendlich.
Was nicht für die Veranstaltung ausgegeben wird, würde teilweise anderweitig konsumiert werden. Falls keine 1:1 Verschiebung stattfindet, wird der Rest gespart.
In einer keynesianischen Weltsicht ist Sparen verpönt. Das Problem ist: Ohne Sparen würde kein Gewerbe seine Produktivität steigern oder Private ihren Wohlstand mehren können.
Das Sparen ist also sowohl für das Wirtschaftswachstum als auch den persönlichen Wohlstand absolut essentiell. Die Entscheidung liegt bei uns: Wollen wir mehr kurzfristigen Spass oder üben wir Verzicht mit der Aussicht auf ein materiell besseres Leben?
BESONDERHEIT
Die Feiertage sind eine Einladung zum Innehalten. Der staatliche Schutz dieser Tage unterstreicht eben gerade deren Besonderheit.
Wer den ruhigen Charakter der Feiertage abschaffen möchte, degradiert diese. Sie werden zu Sonntagen wie alle anderen Sonntage und mittelfristig werden sie – und das ist zu befürchten – in einer Salamitaktik in einigen Jahrzehnten vielleicht sogar ganz abgeschafft oder durch Feiertage anderer Religionen ersetzt.
Schließlich schlägt Pluralismus vermeintlich den Alleinanspruch der christlichen Kultur – also wieso nicht ehrlich sein und den alten Zopf ganz abschneiden?
Das wird nicht gefordert, weil man sich vor einem radikalen Schritt scheut. Homöopathische Dosen sind leichter zu verabreichen.